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Educação e Realidade

versão impressa ISSN 0100-3143versão On-line ISSN 2175-6236

Educ. Real. vol.45 no.4 Porto Alegre  2020  Epub 04-Jan-2021

https://doi.org/10.1590/2175-6236109624 

THEMATIC SECTION: THE LESSONS OF THE PANDEMIC

Angst und Vernunft in Corona-Zeiten

IHochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig - Deutschland


Zusammenfassung:

Was den Corona-Schock so tief macht, ist die narzisstische Kränkung, dass eine archaische Naturgewalt, die man im Hochtechnologiezeitalter überwunden glaubte, weltweit zurückkehrt. Die Verschwörungsmythen um Corona verleugnen diese Kränkung. Sie wollen von unnötiger Angst befreien, indem sie macht- und geldgierige Panikmacher entlarven. Aber sie sind selbst angstbesetzt. Sie greifen nach Pseudo-Ursachen, weil sie die Ungewissheit nicht ertragen können.

Schlüsselwörter: Angst; Vernunft; Verschwörung; Geschenkte Zeit

Resumo:

O que faz o choque do coronavírus tão profundo é o insulto narcisista de que uma força arcaica da natureza, que se acreditava ter sido superada na era da alta tecnologia, retorna em todo o mundo. Os mitos da conspiração em torno do coronavírus negam esse insulto. Eles querem se livrar do medo desnecessário, ao mesmo tempo em que desmascaram os produtores de pânico ávidos por dinheiro. Mas eles próprios estão com medo e buscam pseudo-causas porque não podem suportar a incerteza.

Palavras-chave: Medo; Razão; Conspiração; Tempo Presente

Angst ist ein schlechter Ratgeber, heißt es. Tatsächlich kann sie besonnenes Nachdenken, Abwägen, Urteilen verhindern. Doch vergessen wir nicht, dass Angst der erste Ratgeber der Menschheit war. Mehr noch: Sie ist die Elementarform von Gedächtnis. Etwas als Gefahr wahrnehmen heißt: Es erinnert an schon Erlebtes. ‘So etwas soll mir nicht noch einmal passieren’, sagt die Angst. Sie hat als gedächtnisgestützter Gefahrenvermei dungsmechanismus begonnen. Vernunft ist kaum mehr als in Umsicht und Urteilskraft übersetzte Angst.

Vor Covid-19 Angst zu haben ist völlig vernünftig. Das Virus erinnert an sämtliche Epidemien, die es schon gab: von der Pest bis zur Influenza von letztem Jahr. Es macht bewusst, was wir allzu gern verdrängen: dass die uralte Seuchenanfälligkeit immer noch nicht überwunden ist - trotz aller Hochtechnologie. Coronaviren gibt es schon lange. Aber Covid-19 ist anders als die andern: hoch infektiös, für etliche Prozent der Infizierten tödlich und in seinen Eigenschaften noch viel zu wenig bekannt. Gefahren, die keine fassbare Gestalt annehmen, sind besonders angsterregend. Daran ist nichts Irrationales.

Berechtigten Anlass zur Angst geben auch die gravieren den Nebenwirkungen der Virusbekämpfung: die massiven Einschränkungen elementarer demokratischer Rechte - auf Bewegungs -, Reise-und Versammlungs freiheit, auf Bildung, Gewerbe-und Berufsausübung. Nebenwirkungen können, wie man von der Chemo therapie weiß, ähnlich heftig sein wie das bekämpfte Übel. Dennoch gehört zu einem klaren Kopf, Neben wirkungen nicht mit der Hauptsache zu verwechseln. Und die ist in diesem Fall, ganz simpel, das Virus. Es erinnert uns daran, dass wir Naturwesen sind. Mensch liche Gesellschaft besteht in der gemeinsamen arbeits teiligen Gestaltung von Naturkräften. Natur lässt sich zwar in hohem Maße formen. Aber sie hört nicht auf, Übermacht zu sein. Und solange sie das ist, wird sie menschliche Gesellschaft immer wieder zu Ausnahme zuständen nötigen.

Die Übermacht von Covid-19 wurde allerdings durch Menschen entfesselt. Es lassen sich Schuldige benennen: die Verantwortlichen für die unzureichende Hygiene auf dem Tiermarkt in Wuhan, wo das Virus auf Menschen übersprang; die Achtlosen, Fahrlässigen und vor allem die Vertuscher, die ihm seine schnelle Ausbreitung er möglichten. Aber diese Schuldigen sind nicht die Urheber der Pandemie. Sie haben das Virus nicht erzeugt. Es selbst ist eine Naturgewalt, keine Konstruktion. Als seine Ver tuschung nicht mehr half, wurde zunächst Wuhan und alsbald ganz China stillgelegt. Mit gestaffelter Verspätung folgte man auf allen Kontinenten diesem Beispiel. Zuletzt in Afrika. Nicht alle Staaten haben eine Infrastruktur, die die volle Durchsetzung dieses Shut downs gestattet. Dennoch sind, mit wenigen Ausnahmen, die Stilllegungsmaßnahmen weltweit verblüffend ähnlich - nicht etwa dank Absprachen in der UNO, sondern weil die Regierungen alle von dem gleichen Problem stehen. Ob sie mehr, weniger oder gar nicht demokratisch sind - sehr schnell haben sie begriffen, dass hier etwas um sich greift, wovon sie nicht minder bedroht sind als die Bevölkerungsmehrheit. Vielleicht erinnern sich manche noch, dass sich die westdeutsche Regierung einst für den Atomkriegsfall in der Nähe von Bonn einen riesigen Bun ker gebaut hatte. Gegen Covid-19 kann man sich nicht einfach einbunkern. Und selbst Regierungschefs können auf der Intensivstation landen.

Als Xi Jinping und Boris Johnson auf Shutdown um schwenkten (der eine von der Vertuschung, der andere vom Konzept der ‘Herdenimmunität’), da bekehrten sie sich nicht von ‘utilitaristischen Strategien’ zu ‘kantiani schen (Würde und Wohlergehen von Individuen)’, wie John Schellnhuber meint. Sie hatten schlicht Frack sausen. Auch ihr Leben stand auf dem Spiel - samt ihrem Image. Kein Politiker möchte als Verantwortlicher für eine Pandemie in die Geschichte eingehen. Daher die Parole ‘So wenig Ansteckung wie irgend möglich’. Sie kam aus Angst um den eigenen Schlips, nicht aus ‘kantianischer’ Moral. Dennoch profitierte die Bevölke rung davon. Und sie begriff instinktiv: Die Regierungen haben genauso Angst wie wir. Gemeinsame Angst ver bindet. Deshalb lief die Verhängung des Ausnahme zustands wie geschmiert und wurde anfangs nahezu klaglos hingenommen.

‘Souverän ist, wer über den Ausnahmezustand entscheidet’, skandierte 1922 der Rechtsphilosoph Carl Schmitt. Er dachte dabei vor allem an Krieg. Wer die Macht hat, Kriegsrecht zu verhängen und Truppen gegen äußere oder innere Feinde in Marsch zu setzen, ist in der Tat souverän. Doch wie souverän ist, wer die ganze Auto-, Flugzeug-und Tourismusindustrie des eigenen Staates lahmlegen, die Zentralbanken um das Drucken neuer Milliardenbeträge ersuchen, die großen Finanz fonds um neue Riesenkredite bitten, die Staats verschuldung ins Schwindelerregende treiben und zuse hen muss, dass genügend Intensivbetten, Beatmungs geräte, Gesichtsmasken zur Verfügung stehen? Hier ist der Ausnahmezustand eher ein Offenbarungseid ange sichts höherer Naturgewalt.

Diese Art Ausnahmezustand ist gar nicht mitgedacht worden, als die BRD in den 1960er Jahren ihre Not standsgesetze verabschiedete. Auch die waren fast nur auf den Kriegsfall gemünzt und riefen bei allen, die den Krieg gründlich satt hatten, heftigen Protest hervor. Die Ironie der Geschichte: Bis zum Coronafall wurden die Notstandsgesetze nie angewendet, und im Coronafall waren sie genau genommen nicht anwendbar. Nur ein informelles Agreement aller Parteien ermöglichte dem Parlament, der Regierung auch für den Seuchenfall Sondervollmachten einzuräumen, die das Gesetz aus schließlich für den Kriegsfall vorsieht. Mit Seuchen hat es 1968 überhaupt nicht mehr gerechnet.

Nun ist das Unerwartete zurückgekehrt, und der Shut down versucht Zeit zu gewinnen. Er ähnelt archaischer Opferdarbringung. Man bringt dem Virus für kurze Zeit wirtschaftliches Wachstum und Grundrechte dar, um sie langfristig zu retten. Das tut man allerdings, weil Rettungskräfte da sind. Die Medizin hat heute Poten ziale, das Virus zu zähmen. Sie müssen nur erst mobili siert werden. Das war 1918 bei der spanischen Grippe anders. Da war die Medizin weitgehend hilflos. Folglich wurden auch zur Eindämmung der Grippe weder Wirt schaftszweige noch Grundrechte eingeschränkt. Dafür gab es weit mehr als 40 Millionen Tote.

Giorgio Agamben, ein weithin ernst genommener Philo soph, hat daraus ein aberwitziges Argument gemacht: Die damaligen Staatsmächte sahen keinen Anlass, wegen der spanischen Grippe die Grundrechte einzuschränken; die heutigen, die sich viel demokratischer geben, tun das schon beim weit ungefährlicheren Covid-19. Da sieht man doch, worauf es abgesehen ist: Machtergreifung und Aushebelung der Demokratie. Wirklich? Soll sich denn das neue Virus ganz freiheitlich und demokratisch austoben? Jeder Staat aber, der 1,5 m Abstand zu ande ren Personen verlangt, greift, ob er will oder nicht, in das Grundrecht der Bewegungsfreiheit ein.

Agamben gehört zu den Pionieren eines Fehlschlusses, der seinerseits virusähnlich umzugehen beginnt. Er nimmt die Einschränkung von Grundrechten nicht als unvermeidliche Nebenwirkung des Shutdowns wahr, sondern als dessen eigentlichen Zweck. Weil sie Grund rechte einschränken und Geschäfte machen wollen, haben herrschende Mächte die Pandemie angezettelt. So der Verdacht. Nun ist die chinesische Führung zwar eine herrschende Macht und darauf aus, das gesamte Alltagsverhalten des Volkes und sogar seine Gesinnung zu kontrollieren. Aber dazu hat sie ihr Social Credit System aufgebaut und muss keine Epidemie verbreiten, die ihr einen heftigen Wirtschaftseinbruch beschert und sie selbst den Abstands-und Mundschutzregelungen unterwirft, die sie der Bevölkerung auferlegt.

Auch Bill Gates hat das nicht nötig. Zwar ist er einer der reichsten und mächtigsten Privateigentümer und wird auch als die Mildtätigkeitsikone, zu der er sich stilisiert, die Belange seines Microsoft-Imperiums im Blick behal ten. Aber warum sollte er eine Pandemie lancieren, die auch seinem Privat-und Sozialleben lästige Einschrän kungen bringt, nur um am Impfstoff dagegen zu verdienen, der ihm, gemessen an seinem Gesamt vermögen, lediglich Peanuts verschafft? Absurd. Und die Pharma-Konzerne? Ja, diejenigen, die das Impfstoff rennen gewinnen, werden kräftig verdienen. Aber ein Virus in die Welt zu setzen, gegen das man noch keinen Impfstoff hat: das wäre dumm. Die Konkurrenz könnte das Rennen machen. Und der Impfstoff selbst? Ja, nicht immer wirkt er wunschgemäß, nie ist er ohne Neben wirkungen, die manche nicht gut vertragen. Dennoch ist das Verfahren, gefährdete Körper mit der Minidosis eines Krankheitserregers gegen diese Krankheit zu immuni sieren, genial. Pflichtimpfungen gegen hoch ansteckende lebensgefährliche Krankheiten sind keine Massenverge waltigungen.

Es ist ein Verschwörungsmythos, dass irgendjemand die Pandemie angezettelt habe, um davon zu profitieren. Umgekehrt! Seit es sie gibt, versuchen viele, sie auszu schlachten. Sie wirkt dabei als Verstärker von Tenden zen, die auch vorher schon da waren. Längst wollte Orbán Autokrat werden. Längst war die IT-Industrie auf die Digitalisierung von Schulen und Hochschulen aus, förderten Firmen das Homeoffice, wollten die Großen in Gastronomie und Tourismus die Kleinen schlucken. Das geht nun leichter. In Armutsgebieten verstärkt das Virus den Hunger, in Flüchtlingslagern und Schlachtbetrieben die Missstände.

An all ihren Hotspots zeichnet die Pandemie das Erschei nungsbild des globalen Kapitalismus schärfer. Dass die WHO kein reiner Wohltätigkeitsverein ist; dass Viro logenrat allein für Shutdown-Maßnahmen nicht aus reicht; dass wirtschaftlicher Ruin schlimmer sein kann als Ansteckung; dass eine Corona-App weit mehr Kontroll daten erbringt als Ansteckungswege offen legt: dies alles ist keine Verschwörungstheorie. Im Gegenteil: Leute, die darauf hinweisen, sind wache Bürger. Sie wollen sich nicht grundlos Grundrechte nehmen lassen. Das ändert aber nichts daran, dass ‘Abstand halten, wo immer möglich’ gegenwärtig das einzig Vernünftige ist - und dennoch ein Eingriff in das Grundrecht der Bewegungs freiheit.

Das Vertrackte ist, dass politische Wachheit und Verschwörungsmentalität manchmal nicht leicht zu unterscheiden sind. Die Verschwörungsmythen um Corona wollen von unnötiger Angst befreien, indem sie macht-und geldgierige Panikmacher entlarven. Aber sie sind selber angstbesetzt: greifen nach der erstbesten Ursache, weil sie Ungewissheit nicht ertragen können. Das ist ein primitiv-kindlicher Reflex. Schon der mittel alterlichen Pest wurde sogleich der strafende Wille Gottes oder der böse Wille der Juden untergelegt. Heute müssen wieder Juden herhalten, aber auch Pharmakonzerne, die WHO, das RKI, Gates. Wo man Sündenböcke hat, hat man fassbar erscheinende Ursachen, die Sinn stiften, Orientierung und Halt versprechen. Doch Sündenböcke sind Pseudo-Ursachen. Sie erlauben keinen Zweifel. Seriöse Ursachenforschung hingegen ist vom Zweifel begleitet. Sie prüft, ob die Ursachen, die sich ihr auf drängen, wirklich welche sind - und nimmt dafür Durst strecken der Ungewissheit in Kauf.

Kaum irgendwo ist die Ungewissheit derzeit größer als im Schulwesen. Hätten wir die Schulen bereits digitali siert, hätten wir jetzt kein Problem, sagen die Technik gläubigen. Sie verkennen, dass bestimmte elementare Bildungsprozesse, die gemeinsames Verstehen und Versprachlichen im Klassenverband erfordern, beim Homeschooling gar nicht erst zustande kommen. Je kleiner die Kinder, desto unergiebiger ist es. Vor dem häuslichen Bildschirm findet, wenn nicht aufmerksame Eltern das Versprachlichen übernehmen, kaum mehr als Zeitvertreib statt. Warum die Angst, das zuzugeben? Warum so tun, als könnte und müsste die Bildungs maschine einfach weiterlaufen? Zwar kann man Ab schlussklassen den kurz bevorstehenden Abschluss schlecht verwehren. Aber warum will man das Schuljahr generell um jeden Preis anrechnen? Sein Ausfall würde, langfristig gesehen, wenig schaden. Er böte aber eine einmalige Chance, wenn die Kinder, statt weiter online Arbeitsblätter auszufüllen, einfach nur beharrlich zu etwas angehalten würden, was ihnen der Bildschirm systematisch abgewöhnt: ausdauernd zu lesen, und den Eltern regelmäßig vorzulesen, und sei es auf Türkisch oder Arabisch. Wo nicht einmal das klappt, wird man ‘abgehängte’ Kinder erst recht nicht durch Bildschirme wieder »anhängen« können. Woran denn?

Bildschirme sind Hauptverkürzer von Bildung auf Daten und Information. Gewiss schaffen sie auch Verbindung in Zeiten der Trennung. Sie ermöglichen, dass Konferen zen, Kundenberatung, Psychotherapie, Schul-und Hoch schulunterricht per Video weiterlaufen. Aber das ist ein Notbehelf, der vieles nicht übermitteln kann und ungleich anstrengender ist als die physische Zusammen kunft. Ständig muss man die dritte Dimension hinzuimaginieren. Gleichwohl hecken Kulturschaffende originelle Videoformate (Kunstausstellungen, Perfor mances, Livekonzerte) aus, die großen Zuspruch finden: als Plattformen des gemeinsamen Traums von der Wiederkehr des Live-Events.

Der Shutdown raubt vieles. Aber er schenkt vielen Betroffenen auch etwas, nämlich Zeit: Eltern für ihre Kinder, Künstlern zum Malen, Schreiben und Komponie ren, Instrumentalisten zum Üben - und allen Kulturaffinen Zeit zum Lesen. Also das, was sie sich immer gewünscht haben. Aber nun, wo es da ist, zeigt sich: Das Erwünschte macht auch Angst. Zeit? Das ist doch das, was Arbeitslose, Kranke, Alte haben. Wer auf sich hält, hat keine Zeit. Entschleunigung; stundenlanges Spielen und Sprechen mit den Kindern; Rückzug in eine Leseecke: Wie soll man das aushalten? Wenn da die Nerven bald blank liegen, daheim bleibende Eltern mit den Kindern aneinandergeraten, die einen auf Facebook umschalten und die andern auf Computerspiele, dann nicht immer nur, weil die Wohnung zu eng ist. Geschenkte Zeit stellt jedem auch die Frage: Wenn ein mal die Reizflut von Mails, Anrufen, Straßenverkehr, Job ausbleibt - was bleibt dann von dir selbst? Vermagst du den entstehenden Freiraum mit etwas zu füllen, was nicht bloß Reflex auf die Reizmaschinerie ist? Wie selbst bestimmt, wie mündig bist du? Aufklärung, sagte Kant, ist Ausgang aus der »selbst verschuldeten Unmündig keit«. Man könnte auch sagen: Aufklärung ist eingestan dene und in Vernunft transformierte Angst.

Nach Corona wird es sein wie zuvor, suggerieren die Regierungen. Von wegen. Es gilt genau aufzupassen, dass alle Grundrechte voll wiederhergestellt werden. Und auf der Hut zu sein vor der IT-Industrie. Sie ist der Krisen gewinnler. Sie wird darauf dringen, dass ihre Notbehelfe, die in der Shutdown-Zeit den Abstand überbrückten, zu neuen Standards werden, und Beratungen, Seminare, Psychotherapien, Theater-und Konzertaufführungen reihenweise ins Netz abwandern. Schleichend wird sie eine ganze Wirklichkeitsdimension verschwinden lassen, von der alle beteuern, dass sie unersetzlich ist. Es sei denn, man wehrt sich dagegen2.

REFERENCES

TÜRCKE, Christoph. Fracksausen. Tanz. Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance, Berlin, p. 10-13, Juli 2020. [ Links ]

1Dieser Essay erschien in Opernwelt 7/20 unter dem Titel »Angst und Vernunft« (S. 16-19) und in Tanz. Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance, Juli 2020, unter dem Titel ‘Fracksausen’ (S. 10-13). Die vorliegende Fassung: nur zum persönlichen Verwendung – keine Weitergabe von Datei oder Ausdrucken an Dritte!

Verantwortlicher Redakteur: Carla Vasques

Received: October 20, 2020; Accepted: November 05, 2020

Christoph Türcke lehrte von 1995 bis 2014 als Professor für Philosophie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Zuletzt erschien im Verlag C.H. Beck sein Buch Digitale Gefolgschaft. Auf dem Weg in eine neue Stammes gesellschaft (München 2019). ORCID: http://orcid.org/0000-0002-3161-5847 E-mail: ctuercke@hgb-leipzig.de

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